Die Wurzelspitzenresektion stellt einen Reparatureingriff zur Sanierung einer apikalen Entzündung dar, wenn diese einer Behandlung von koronal her nicht zugänglich ist. Leider wird die WSR aber allzu oft zu dem Versuch genutzt, eine schlechte konservative Erstbehandlung auszugleichen. Dass dies insb. bei Seitenzähnen nur selten wirklich zufriedenstellend funktioniert, zeigt eine in wissenschaftlichen Untersuchungen dargestellte grottenschlechte Erfolgsaussicht von deutlich unter 50%! Da es aber eine Kassenleistung ist, die der Patient nicht direkt vorort bezahlen muss, wird es halt einfach gemacht, mit welcher Chance auf Erfolg auch immer.
Interessant dabei ist, dass es durchaus auch andersherum funktioniert, nämlich dass unvollständig endodontisch therapierte Zähne nach noch unvollständigerer WSR durchaus noch konservativ erfolgreich zu behandeln sind, wie der folgende Fall zeigt:
Eine junge Patientin, bei der alles zusammenkam, was zusammenkommen kann:
Die Zähne 14 und 16 wurden endodontisch anbehandelt, dabei wurde der 4. Kanal am 16 übersehen und im Zahn 14 eine Feile abgebrochen. Gut, das kann jedem mal passieren. Allerdings wurden in die restlichen Kanäle nur minimal aufbereitet und mehr schlecht als recht gefüllt, was sich in bleibenden bzw. neu aufflammenden Schmerzen äußerte. Diese führten zu der Entscheidung einer WSR sowohl an der mesiobuccalen Wurzel des 16 als auch am 14.
In der ersten Sitzung gelang es hier immerhin (nach über 2 Stunden!), die Wurzelfüllungen an 16 vollständig sowie die WF und das Instrument im Zahn 14 teilweise zu entfernen. Es wurde ein Medikament zur weiteren Desinfektion (in diesem Falle wegen der ausgezeichneten Kriechfähigkeit ChKM) der Kanäle eingelegt und die Zähne provisorisch verschlossen.
In der zweiten Sitzung konnte auch am 14 eine Entfernung des Instrumentenrestes sowie der restlichen Wurzelfüllung erfolgen, die Kanäle bis zur Wurzelspitze aufbereitet und wieder mit einem Medikament zur Desinfektion (hier ChKM in Verbindung mit Calciumhydroxyd) versehen werden.
In der dritten Sitzung wurden die Kanäle dicht bis, bzw. bis nahe an die Wurzelspitzen gefüllt. Leider war die distobuccale Wurzel apikal so verbolzt, dass kein Durchkommen mehr ermöglicht werden konnte.
Interessant ist hier bereits nach wenigen Monaten eine deutliche Reduzierung der apikalen Aufhellungen an beiden behandelten Zähnen, die auf einen wohl erfolgreichen Heilungsverlauf hindeuten.